Menschen oder Roboter ins All?

Dieses Science Café war unser Beitrag zum Jubiläum 50 Jahre Mondlandung.

Zwei hochkarätige Expertinnen liessen sich darauf ein, das kontroverse Thema im kleinen Rahmen des Raumschiffs zu diskutieren:

  • Prof. Oliver Ullrich, Astrobiologe unter anderem an der Uni Zürich mit viel Erfahrung in Parabelflügen auf dem Flugplatz Dübendorf und
  • Prof. Kathrin Altwegg, Astrophysikerin und Planetologin an der Uni Bern, wo sie für die Mission ROSETTA das Instrument ROSINA entwickelte, um den Kometen Churyumov-Gerasimenko nach Materialien zu untersuchen.

Das Weltraumzeitalter ist noch jung, doch die Liste der gelungenen und misslungenen Versuche, sich im All zu bewegen und von dort aus das Universum zu erkunden, ist bereits lang. Während in den 1960er Jahren das grosse Ziel darin bestand, den Mond (vor den Russen) zu betreten, rückte danach die planetologische, astrophysikalische und kosmologische Forschung in den Vordergrund, für die robotische Missionen sowie solche mit Teleskopen und anderen Geräten besser geeignet waren.

Nach den Einführungen der beiden ExpertInnen wurde deutlich, wie unglaublich schwierig, aufwändig und teuer die Erkundung des Weltraums mit Menschen ist. Eine Reise zu Mars ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten. Dabei spielen auch ethische Überlegungen eine Rolle. Auch wenn es Menschen gibt, die persönlich bereit sind, für eine Reise zu Mars ihr Leben zu lassen, darf eine Gesellschaft nicht wissentlich Menschen in den Tod schicken.

Missionen ohne Besatzung kosten einen Bruchteil davon, kommen viel weiter und bringen viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über das Universum. Soweit wie gedacht?

Für mich war dies das Science Café, das mir am längsten noch zu denken gibt. Im Raumschiff vertreten wir die Weltraumwissenschaften ohne Besatzung. Es geht uns um die Sache – das Universum. Beobachtung, Datensammlung, Analyse, um die Welt, in der wir leben, und unseren Platz darin besser zu verstehen. Während es bei der Raumfahrt ums Abenteuer geht, das Überwinden von Grenzen, vielleicht sogar das Erobern neuer Welten. Dachte ich. Und bin nun nicht mehr ganz sicher. Ist es so einfach und sind die beiden Bereiche so klar voneinander abgrenzbar?

Es stimmt, für die Erfindung von Velcros hätte man die Raumfahrt nicht gebraucht. Aber wäre die Welt eine andere, wenn die paar Männer vor 50 Jahren nicht auf dem Mond gelandet wären? Ich denke ja. In unseren Köpfen. Wie sie eine andere wäre, wenn wir nicht in den Himmel geguckt, beobachtet, hinterfragt, überlegt, Technologien entwickelt und zuvor Unsichtbares entdeckt hätten. Die Erde wäre eine Scheibe und unser Dorf im Zentrum.

Das über die Grenzen des Bekannten und und bisher Erreichten hinausgehen Wollen ist, mehr noch als eine wissenschaftliche, eine gesellschaftliche Angelegenheit. Wenn die Gesellschaft es will, ist die weitere Erkundung des Universums und vielleicht auch eine Reise zu Mars möglich. Und damit die Weiterentwicklung unseres Weltbildes.

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