Es war ein Experiment. Wird das gehen, die Idee, dass Wissenschaflerin und Gäste auf gleicher Augenhöhe irgendwie miteinander diskutieren? Thema des Abends war ‚Die Sonne – alte Bekannte oder grosse Unbekannte?‘, mit Dr. Marina Battaglia, Sonnenphysikerin an der FHNW. Die Slides des Abends findet ihr unten.
Der Rahmen war klein, aber viele Leute haben im Raumschiff sowieso nicht Platz. Von Anfang an waren die Gespräche, Fragen und Gedankengänge intensiv. Wir alle mussten unsere hintersten verrosteten Hirnwindungen mobilisieren. Marina hat das super flexibel gehandhabt und konnte immer wieder gesellschaftliche Bezüge herstellen.
Von den Gästen wurden auch Themen angeschnitten, die über den wissenschaftlichen Schwerpunkt des Abends hinaus gingen in Richtung philosophische und ästhetische Betrachtungen. Beispielweise das Verhältnis von direkter Beobachtung der Sonne zur Betrachtung eines Bildes derselben – ein Datenprodukt, das oft das Resultat komplexer Bearbeitung durch den Computer ist, besonders, wenn es sich um für das menschliche Auge unsichtbare Wellenlängen handelt. Dies hat mir und André noch einiges zu denken gegeben, da wir ja planen, im Raumschiff vor allem mit Daten zu arbeiten. Die Teleskope sind wohl doch wichtiger als wir dachten?
Das zweitletzte Slide von Marinas Präsentation aus der ‚Nationalen Gefährdungsanalyse Dossier Sonnensturm‘ hat eine Diskussion angestossen, die noch ausführlicher geführt werden könnte. Dafür müssten wir allerdings die entsprechenden ExpertInnen gewinnen. Von welcher Gefährdung wird hier gesprochen? Wer oder was soll geschützt werden? Welche Interessen stecken hinter einer solchen Risikoanalyse?
Interessant war für mich, dass durch die offene Anlage der Diskussion plötzlich ein kontroverses, gesellschaftlich relevantes Thema auftauchte, obwohl ich den wissenschaftlichen Bereich der Sonnenphysik für eher unpolitisch gehalten hatte. Abgesehen von der immer wiederkehrenden Frage über den Nutzen von Grundlagenforschung und die Rechtfertigung des finanziellen Aufwandes. Vielleicht ist sie tatsächlich möglich, die Diskussion zwischen Gesellschaft und Wissenschaft?
Vielen herzlichen Dank allen, die bei diesem Experiment mitgemacht haben! Sicher war es nicht unser letztes.