Gemeinsam online tüfteln – nur mit einem Smartphone?

 

Was ist die minimale Technologie ist, die es braucht, um an gemeinsamen online Tüftelworkshops teilzunehmen? Nicht jede Familie hat zu Hause einen Computer mit funktionierender Internetverbindung. Oder sogar je einen für jedes Familienmitglied. Wir befürchteten, dass ein grosser Teil der Kinder, mit denen wir zuvor im Raumschiff getüftelt hatten, nicht an einem online Workshop hätten mitmachen können.

Wir begannen, eine Mini-Werkstatt für zu Hause zu entwickeln mit einem Smartphone und einer einfachen externen Kamera für vier Franken, mit welcher der Arbeitsplatz von oben gefilmt wird, während die Tüftler*innen gleichzeitig auf dem Bildschirm des Smartphones sehen können, was die anderen tun.

Zuerst ging das gut. Die Kamera funktionierte. Das Gehäuse konnte zudem auseinandergeschraubt werden, und man sah, dass da nur eine winzige Kamera drin war, ohne zusätzliches Mikrofon oder irgendeine versteckte Spyware:-) Die Mini-Werkstatt und die damit verbundene Technologie wurde zum eigentlichen Thema des Tüftelns.

Ich experimentierte mit verschiedenen Linsen und Filtern, es begann, richtig Spass zu machen. Statt sich durch die Technologie einschränken zu lassen entstand ein Ermächtigungseffekt: die eigene Technologie in den Griff bekommen und gestalten. Was für ein besseres online Tüftelthema hätte es geben können?

Nach Wochen von experimentieren und testen von geeigneten Produkten und Materialien (Lieferfristen!) hatten wir das Konzept für einen dreiteiligen online Smartphone-Tüftelworkshop und alles Material für zwanzig Kits bereit. Aber dann führte irgendein undurchsichtiges Update dazu, dass das Konferenztool nicht mehr auf die Kamera zugreifen konnte. An diesem Punkt gaben wir ziemlich schnell auf. Mit den Tech-Riesen konnten wir es nicht aufnehmen, vor allem, wenn solche Probleme bei jeder Teilnehmerin und jedem Teilnehmer zu erwarten waren.

Wir brachen die Übung ab und begannen ganz von vorne mit einer Alternative zum online Tüfteln: eine Tüftel-Box für zu Hause mit unserem Schaufenster als das zentrale Kommunikationswerkzeug. Das wurde ein Erfolg! Darüber, wie das lief, werde ich im nächsten Post Eine Alternative zum online Tüfteln: der Motörli-Frühling berichten.

Gedanken danach

Im Nachhinein wurde mir klar, dass der unterbrochene Zugriff zur Kamera für den geplanten Tüftelworkshop wohl nicht das einzige Hindernis gewesen wäre. Hätten die Eltern ihr Smartphone überhaupt zur Verfügung gestellt für eine komische Aktivität, deren Nutzen ihnen mehr als zweifelhaft erschienen wäre? Nicht alle erkennen im Spielen und Tüfteln eine wertvolle Tätigkeit. Welche Bedeutung hat ein Smartphone beispielsweise in einer geflüchteten Familie? Hätte für einige die geschenkte Kamera in ihrer Wohnung nicht wie ein trojanisches Pferd gewirkt? Die Kinder des Quartiers hatten das Raumschiff bisher ohne ihre Eltern besucht, da wir gleich neben ihrem Spielplatz liegen. Uns wurde wieder einmal bewusst, dass der minimale oder fehlende Elternkontakt ein Problem ist, das wir nicht einfach mit technischen Mitteln lösen können. Das Raumschiff und das zu Hause sind möglicherweise zwei Welten mit wenig Überlappung. Ich war beinahe froh, dass wir rechtzeitig die Bremse gezogen hatten.

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